An Familienzusammenkünften wird meist gerne miteinander unbeschwert gescherzt und gelacht. Auch lustige Anekdoten bereichern in einem solchen Anlass das Zusammensein.

Manchmal ufern solche Anlässe jedoch aus, vor allem dann, wenn das Lachen auf Kosten von Unzulänglichkeiten von andern gehen. Vielfach sind es kleine Sticheleien aus früheren Jahren, die noch immer keinen Abschluss gefunden haben.

Familiäre Strukturen bekommen bei solchen Festen auch nach Jahren des Vergessens immer noch eine Eigendynamik, die in solchen Momenten meist auf fiese Weise ihren Ausdruck finden. 

Innerfamiliäre Banden sind meist fruchtbar, jedoch haben sie oftmals ihren Preis in "alten Geschichten", die man glaubte, vergessen zu haben. So wird beispielsweise eine kleine Bemerkung über Tante Frieda über ihre Pummeligkeit in ihrer Kindheit zu einer erneuten ausgewachsenen Verletzung der Angesprochenen.

Viele solche "sanfte Beleidigungen", die in solchen Momenten nur als Spaß abgetan und von der anwesenden Gesellschaft auch noch als solches quittiert werden, verfestigen die bereits schon verkrusteten familiären Banden.  Die altfamiliären Rollenverteilungen erwachen in einem solchen Moment  wieder zu neuem Leben. Und kaum jemand kann an solchen lustigen Familientreffen verstehen, dass die alten längst vergessenen Machenschaften die Ursache dafür sind. 

Spaß auf Kosten der andern hat immer einen faden Nachgeschmack und zeugt von fehlender Reife des Spaßvogels. Es ist wichtig bei Familienfesten immer wieder sich bewusst zu sein, dass althergebrachte Familienstrukturen meist bis ins hohe Alter aller Beteiligten unverändert bleiben.

Sich gegen solche Machenschaften zur Wehr zu setzen, ist bei solchen Festivitäten nur dem Mutigen zuzumuten, da man sich wie jeder weiß, damit leicht in die Nesseln setzen kann. Zugleich wissen wir aber auch, dass Mut gerade in solchen Momenten uns frei machen könnte...