Als ich letzthin an einem Elternabend einer öffentlichen Primarschule (Schweiz) war, wurde stolz das neue Konzept der "Erlebniswelt Schule" präsentiert. Die Referentin sprach von der Welt des Erlebens in Schulform: die Schule möchte fortan mehr sein als Wissensvermittlung und Förderung, sie möchte alsbald Freizeitgestaltung, Wissenvermittlung, Fachberatung und Sozialberatung in einem sein. Etwas schmunzeln wurde hinzugefügt, dass die Eltern ihre Kinder nun getrost in die Obhut der Schule abgeben könnten.
Eine Begeisterung der Eltern über das neue Konzept war an diesem Abend unter den Anwesenden nicht auszumachen, aber auch keine ablehnende Sichtweise wurde geäussert.
Okay, das Tagesschulkonzept mit Mittagstisch und der Vor- und Nachbetreuung nach den Schulstunden wird in den meisten Kantonen bereits angewendet. Die meisten Eltern entspricht dieses Angebot sicherlich einem Bedürfnis, da ja heute mehrheitlich beide Elternteile berufstätig sind. Dass die Eltern pädagogische und psychologische Problematiken ihrer Kinder durch die Schule bearbeitet wissen, findet sicherlich eine Mehrzahl der Eltern positiv. - Also auf den ersten Blick scheint die "Erlebniswelt Schule" ein Erfolg zu werden.
Es fällt jedoch auf, dass dieses neue Schulkonzept eigentlich nichts Neues ist, denn viele dieser Dienstleistungen waren auch schon früher Teil des Schulangebotes, wenn nicht zentral geregelt, sondern dezentral. Realität ist auch, dass Lehrermangel und Fachkräftemangel ganz allgemein die Schule mit ihren multiplen Aufgaben vielmals überfordert.
Auch stellt sich bei diesem neuen Konzept die Frage, in wieweit es sinnvoll ist, wenn die Schule immer mehr Elternaufgaben, die doch vielmals wichtige grundsätzliche Erziehungsfragen beinhalten, übernimmt - vor einigen Jahren noch forderten viele Schulen die alltäglichen Pflichten der Eltern in Bezug auf Kindererziehung ein.
Heute versucht sich die Schule neu zu erfinden und mit jedweder heilpädagogischen Massnahmen alle Kinder in Regelklassen (Ausnahmen je nach Kanton) zu inkludieren. Die Grundidee ist gut, bei der Umsetzung hapert es jedoch gewaltig!
Die "Erlebniswelt Schule", wie auch die Inklusion dürfen nicht zu einem System verkommen, wo gut gemeinte Hilfsangebote pauschalisiert angewendet werden, und die Teilnehmenden, ob Kinder, Eltern, Lehrer, Fachperson instrumentalisiert werden, um das jetztige System am Leben zu erhalten.
Viele Eltern möchten unbedingt auch weiterhin eigenverantwortlich handeln können und nicht nur noch ein bejahender Teil des Schulsystms sein. Die Schule darf nicht ein Institut werden, wo man die Kinder am 1. Schultag an die Schule abgibt und nach der Schulpflicht wieder als einigermaßen sozialisierte junge Menschen in Empfang nimmt.
Bildung beruht auf Schule und Eltern - nur so kann eine "Erlebniswelt Schule" gelingen.
Das Leben bietet mehr, als andere uns weismachen möchten!
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Amira
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