1. Eine Falle für Nico
Wir haben den Sommer und den Urlaub geschafft und jetzt sind wir wieder zu Hause. Aber hier ist der Sommer ja voll der Unsommer gewesen und jetzt ist auch schon Herbst. Na prima! Da kann ich meinen Bikini endgültig in den Schrank werfen und die dicke Jacke auspacken …
Die hätte ich auch gestern gebraucht, die dicke Jacke, als wir uns mit unseren Fahrrädern hinter der Turnhalle an Nicos Schule trafen. Da war es nämlich nicht nur mächtig kalt, da regnete es riesige Regentropfen auf uns herunter. Das Ziegelgebäude glänzte dunkelrot, weil sich die Ziegel wie kleine Babys voll gesaugt hatten, der schmale Weg mit den Sträuchern links und rechts war kein Weg mehr, weil der Schlamm von der Wiese darauf herumtobte, und wir drückten uns unter das Vordach vom Eingang, weil wir wirklich keine Lust auf fies-feuchte Klamotten hatten.
Meinem Bruder Nico machte das irgendwie alles nichts aus. Der Kleine stand als superharter Typ richtig im Regen und spielte den großen Einsatzleiter. “Also Leute, die Sache hier läuft nach meinen Regeln! Okay? Ich will, dass wir diesen Typen kriegen, und ich will es heute noch! Deshalb werde ich euch jetzt sagen, was ihr zu tun habt, und dann werdet ihr das tun! Verstanden?”
Und ich werde meinen Bruder bald mal von den Krimis im Fernsehen wegholen, wenn der sich weiter so aufspult wie ein Big-Boss. Nico braucht eine Sonderdosis Löwenzahn und Maus, damit er wieder ruhiger wird!
Aber erst einmal haben wir natürlich gemacht, was unser Chef gesagt hat: Zwei von uns warteten an der Turnhalle, ich wartete mit zwei anderen vorn am Tor und Nico wartete auf der Straße.
Dann tauchte Viktor auf, der Typ, den wir mit den geklauten Handys unbedingt erwischen wollten. Und dann lief alles schief. Total schief: Die beiden an der Halle bekamen gar nichts mit. Wir am Tor wollten los, konnten aber nicht, weil mir die Kette vom Kettending sprang und ich mit dem Rad stürzte und alles blockierte. Und Nico verfolgte den Kerl ganz allein!
Das war schon schlimm, aber noch schlimmer war, dass das alles eine Falle sein sollte! Eine Falle für uns! Auf einmal rollten nämlich noch vier üble Jungs heran und weil wir nicht starten konnten, verfolgten die Nico! Viktor war nur der Lockvogeltyp, der anlocken sollte! Mein kleiner Bruder gegen diese großen Miesmänner, das war heavy!
Ich zerrte das Rad von Lovely, meiner besten Freundin, über mein krankes Rad, schrie den anderen zu: “Holt die beiden an der Turnhalle und kommt nach!” und trat die Pedalos durch.
Keine Ahnung, wie ich Nico helfen wollte, aber helfen musste ich ihm. Als Detektivpartner und als große Schwester, logisch! Wenn schon, dann sollten sie uns wenigstens zusammen erwischen!
Vorn fuhr Viktor, hinter ihm Nico, dem folgten hintereinander Julian, Sven, Rafael und am Ende Andy. Wie die Profis lösten die sich ab: Rafael überholte Sven, dann überholte Andy auch Sven, dann ließ sich Julian hinter Andy zurückfallen und irgendwann strampelte Sven an Julian vorbei!
Und dann musste ich auch noch mit ansehen, wie der Kerl, der nun gerade direkt hinter Nico fuhr, meinen Bruder einholte und ihn gegen einen Zaun drängte …
Wisst ihr, vor wem ich meinen Bruder mit meiner superlauten Taschenalarmsirene aus dem Urlaub gerettet habe?